MEINE TRAUMREISE


Der Rotorlärm unseres Helikopters ist ohrenbetäubend. Unter uns sehe ich einen grünen Teppich bestehend aus den Kronen riesiger Bäume. Bald werden wir landen, bei der modernsten Forschungsstation im Land.

Die Stimmen der Vögel klingen von den Bäumen und aus weiter Ferne hört man das dumpfe Geschrei der Brüllaffen. Im dichten Unterholz raschelt etwas. Wenn man genau hinsieht, kann man am Boden abertausende von Insekten entdecken und genau auf die hat es mein Weggefährte abgesehen. Besonders auf die Ameisen, denn mein Begleiter ist niemand anders als Edward O. Wilson, der berühmte Myrmekologe und Evolutionsforscher. Wir wandern immer weiter, nur begleitet von den Blicken der Affen, die im sicheren Abstand auf den Wipfeln der Bäume hin und her springen. Die Schwüle ist beinahe unerträglich und der Schweiß läuft uns über das Gesicht. Gedrückt von der Last der schweren Rucksäcke, doch gleichzeitig beschwingt und begierig darauf mehr zu sehen, schlagen wir uns einen Weg durch das dunkle Grün. Plötzlich bleibt Wilson stehen und bückt sich. Nachdenklich legt er eine Ameise auf seine Handfläche, zeigt sie mir und sagt: „ Atta Colombica, diese Art züchtet ihre Nahrung selbst. Sie zerkaut bestimmte Blätter, welche dann einem Pilz als Nährboden dienen.“

Falls der Leser es noch nicht bemerkt haben sollte, wir sind im Amazonas. 400 Kilometer sudöstlich von Fonte Boa entfernt.
Das wäre meine absolute Traumreise! Geführt von einem wirklichen Experten und querfeldein durch den dichtesten Regenwald. Dabei wäre für mich sehr wichtig, weit weg von all dem lästigen Touristenrummel zu sein und nicht nur anzuschauen, sondern auch zu entdecken, zu protokollieren und zu forschen.

 
MAX, 13 Jahre aus Wien, (2005)